Was trug Wolfgang Amadeus Mozart am liebsten? Einen roten Rock – ist doch klar! Schließlich ist der auf jeder Mozartkugel zu sehen. Aber, meine Damen, lassen Sie sich überraschen von der Vielfältigkeit der Mode zur Mozart-Zeit und welchen Stellenwert sie für den Komponisten hatte. Zu entdecken ist das derzeit in einer kleinen, aber sehr feinen, Ausstellung im Textil- und Industriemuseum in Augsburg, dem TIM.
Eine europäische Familie
Augsburg und Mozart, werden Sie sich fragen, wie geht das zusammen? Mozart und Salzburg, Mozart und Wien – aber Mozart und Augsburg? Tja, auch die Schwabenmetropole schmückt sich mit dem Begriff Mozartstadt und das nicht zu Unrecht. Schließlich ist der Vater von Wolfgang Amadeus, Leopold, ein gebürtiger Augsburger und die geliebte Cousine des Komponisten, das Bäsle, berühmt durch den Briefwechsel mit Mozart, stammt ebenfalls aus Augsburg. Leopold Mozart, dessen 300ster Geburtstag in diesem Jahr der Anlass für diese Ausstellung ist, war nicht nur Musiker und Komponist, sondern auch Impresario seiner begabten Kinder, Nannerl und Wolfgang. Mit ihnen reiste er durch ganz Europa und sorgte dafür, dass die Familie überall standesgemäß auftrat. Je nachdem, an welchem Hof sie vorsprachen oder -spielten, kleideten sie sich der Mode und dem Habitus des jeweiligen Gastgebers entsprechend.
„Kleider machen Leute“. Welche immense Bedeutung dieser Spruch auch damals hatte, geht unter anderem aus dem umfangreichen Briefwechsel der Familie hervor. Kleidung, die neueste Mode, Klatsch und Tratsch, aber auch wie kostspielig die Kleidung war, wurden immer wieder thematisiert. Paris zum Beispiel, galt auch damals schon als führende Modestadt. Die Modehäuser verschickten Puppen mit ihren neuesten Kollektionen in alle Welt, als Vorbilder. Très chic, diese Vorläufer von Modeschauen und Modemagazinen, die auch in der Ausstellung zu bewundern sind.
Mozarts Lieblings-Rock
In einem abgedunkelten Kabinett sind kostbare Original-Gewänder aus der Mozart-Zeit ausgestellt, die das Bayerische Nationalmuseum zur Verfügung gestellt hat. Diese Raritäten lassen eine Zeit auferstehen, auch wenn es nicht die Originale sind, die Mozart oder seine Schwester getragen haben. Gezeigt werden reich bestickte und aufwändig genähte Damenroben, eigentlich immer noch flotte Herrenanzüge – meine Damen, ich bin sicher, uns würde ein Junker in einem der seidenen oder leinenen Röcke mit Weste und Kniebundhose immer noch gefallen. In den Vitrinen befinden sich ergänzende Informationen und Schaustücke – zum Beispiel Knöpfe (die Mozart über alles liebte), Schuhe, Schuhschnallen, die einen Schmuck für Männer und Frauen darstellten, Accessoires und viele Zeitdokumente. Sie zeigen ein umfassendes Bild der höfischen und großbürgerlichen Mode der Mozart-Zeit und stellen gleichzeitig eine Beziehung zur ehemaligen Textilstadt Augsburg her. Großartig zum Beispiel auch die Bücher mit Stoffmustern, die nach indischen Vorbildern entstanden und als Vorlagen bis heute aktuell sind. Und ganz nebenbei ist das Textil- und Industriemuseum, das in einer ehemaligen Kammgarnfabrik untergebracht ist – auch einen Oster-Ausflug wert.
Zur Ausstellung „Mozarts Mode Welten“ gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Sie haben zwar noch bis zum 6.1.2020 Zeit, sie anzuschauen, aber sie sollten nicht so lange warten, meine Damen, da diese mozärtliche Ausstellung wirklich eine Augenweide ist.